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Einvernehmliche Scheidung: Der Weg zum Familien- und eigenen Seelenfrieden

Ein Gastartikel von Niklas Clamann, einem Rechtsanwalt für Familienrecht. Herr Clamann betreibt eine Kanzlei in Münster und steht seinen Mandant:innen vom Einreichen der Scheidung bis zum Scheidungstermin zur Seite.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die gesellschaftliche Einstellung gegenüber der Scheidung stark verändert. Früher galt sie oft als Stigma und war mit Schuldzuweisungen und Streit verbunden. Heutzutage erkennen immer mehr Menschen, dass eine Scheidung nicht notwendig ein tragischer und schmerzhafter Prozess sein muss. Vielmehr kann sie die Chance für persönliches Wachstum und seelischen Frieden bieten, insbesondere wenn sie einvernehmlich erfolgt.

Was ist eine einvernehmliche Scheidung?

Eine einvernehmliche Scheidung kann auch als einverständliche oder friedliche Scheidung bezeichnet werden. Es handelt sich um eine Trennung, bei der beide Ehepartner:innen einverstanden und bereit sind, ihre Ehe ohne Streitigkeiten, Konflikte oder Auseinandersetzungen zu beenden. Im Gegensatz zur „klassischen“ streitigen Scheidung, bei der Anwaltskorrespondenz und gerichtliche Verhandlungen oder an der Tagesordnung stehen, setzen sich die Eheleute in einer einvernehmlichen Scheidung zusammen, um die Bedingungen ihrer Trennung zu besprechen und zu verhandeln.

Diese Art der Scheidung basiert auf der gegenseitigen Achtung, Kommunikation, Kooperation und Kompromissbereitschaft. Die Eheleute erkennen an, dass ihre Beziehung nicht mehr funktioniert und eine Trennung der beste Weg ist, um sowohl die eigenen individuellen Bedürfnisse als auch die Bedürfnisse ihrer Familie zu erfüllen.

Welche juristischen Aspekte hat eine einvernehmliche Scheidung?

Eine einvernehmliche Scheidung erfordert eine sorgfältige Planung und rechtliche Beratung, um sicherzustellen, dass die Interessen beider Partner:innen angemessen berücksichtigt werden. Die Eheleute vereinbaren die Folgen ihrer Scheidung eigenständig, dazu gehören:

Die Aufteilung der Vermögenswerte: Die Ehepartner:innen setzen sich zusammen, um gemeinsam eine faire Aufteilung des gemeinsamen Vermögens wie Immobilien, Bankkonten und Investitionen zu erreichen.

Das Sorgerecht und Besuchsregelungen: Wenn die Eheleute Kinder haben, ist die Regelung des Sorgerechts und der Besuchszeiten ein wichtiger Aspekt. Sie arbeiten gemeinsam daran, eine Regelung zu entwickeln, die das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellt und ihre Entwicklung und Bindung zu beiden Elternteilen unterstützt.

Unterhaltszahlung: Die finanzielle Unterstützung für die Kinder sowie etwaige Unterhaltszahlungen zwischen den Eheleuten werden ebenfalls in der einvernehmlichen Scheidungsvereinbarung festgelegt.

 

Welche Vorteile bietet die einvernehmliche Scheidung?

Wenn es beim Paar dann nicht mehr zusammen geht. Gilt es doch einen guten Weg ohne Hindernisse zu schaffen. Einer davon ist die einvernehmliche Scheidung.

Eine geringere Belastung für die Kinder: Kinder sind oft die Leidtragenden einer Scheidung. Eine einvernehmliche Scheidung ermöglicht es, die familiären Konflikte zu minimieren, die Kinder vor Schuldgefühlen zu bewahren und vor dem emotionalen und psychischen Stress eines gerichtlichen Streits zu schützen.

 

Bessere Elternschaft nach der Scheidung: Eine friedliche Scheidung legt den Grundstein für eine bessere Zusammenarbeit als Eltern in der Zukunft. Wenn Eltern ihre Differenzen beilegen und offen kommunizieren können, haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, ihre Kinder in einer unterstützenden und liebevollen Umgebung aufzuziehen.

Kosten- und Zeitersparnis: Einvernehmliche Scheidungen sind in der Regel weniger teuer und zeitaufwendig als gerichtliche Auseinandersetzungen. Die Ehepartner:innen können Anwaltskosten minimieren und schneller zur nächsten Phase ihres Lebens übergehen.

 

Erhalt der Familie als Einheit: Obwohl die romantische Paarbeziehung endet, kann eine einvernehmliche Scheidung helfen, die Familie als soziale Einheit zu erhalten. Sie ermöglicht es den Eheleuten, weiterhin als Team zusammenzuarbeiten, wenn es um wichtige Entscheidungen bezüglich der Kinder oder finanzielle Angelegenheiten geht.

Inwiefern kann die einvernehmliche Scheidung zum Seelenfrieden beitragen?

Emotionaler Abschluss: Die Eheleute können ihre Ehe in Frieden beenden und es wird leichter, den Schmerz der Trennung zu verarbeiten. So haben sie Gelegenheit, die Vergangenheit loszulassen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren.

Wahrung der Selbstachtung: Ein gerichtlicher Streit kann die Selbstachtung erheblich beeinträchtigen. Bei einer friedlichen Scheidung können die Eheleute verhindern, sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen und Anschuldigungen zu verfangen.

Flexibilität: Die Partner:innen haben die Möglichkeit, eine maßgeschneiderte Vereinbarung zu treffen, die ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen gerecht werden. Sie sind nicht auf die starren Richtlinien eines Gerichts angewiesen.

Ermöglichung einer Versöhnung: Obwohl es auf den ersten Blick paradox erscheint, kann eine einvernehmliche Scheidung den Weg für eine spätere Versöhnung ebenen. Wenn Sie respektvoll auseinandergehen, ist es einfacher, sich wieder anzunähern, wenn sich die äußeren Umstände ändern.

Welchen Tipp kann ich Ihnen abschließend geben?

Eine Scheidung ist eine lebensverändernde Entscheidung. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um alle Aspekte gründlich zu überdenken. Eine einvernehmliche Scheidung kann den Grundstein für eine friedliche Zukunft legen und den Übergang in ein neues Kapitel Ihres Lebens erleichtern. Seien Sie sich dennoch bewusst, dass sie die Mitwirkung beider Eheleute erfordert. Unterdrücken Sie nicht Ihre eigenen Bedürfnisse, wenn Differenzen auftreten, sondern kommunizieren Sie sie offen und ehrlich.

Ihre
Sabine Lahme

Beziehungs-Coach mit jahrelanger Erfahrung als geprüfte Psychologische Beraterin. Systemischer Coach für die Bereiche private Partnerschaft, berufliche und private Entwicklung, Unternehmens-Coach, Management-Coach, Fach- und Führungskräfte-Coach, Expertin bei Ehekrisen, Paarkonflikte und Beziehungsproblemen, zertifizierte Mediatorin sowie Resilienztrainerin.